Das Heißluftverfahren als Bekämpfungsmaßnahme
Dieses Verfahren basiert auf der einfachen Erkenntnis, dass bei Vorhandensein einer bestimmten Abtötungstemperatur grundsätzlich alle Schädlinge, gleich welcher Art, zuverlässig vernichtet werden. Dabei spielt es keine Rolle welchem Entwicklungsstadium sich diese befinden. Diese absolut zuverlässige Wirksamkeit besteht darin, dass mittels geeigneter Geräte so lange heiße Luft von außen in den Dachboden hineingeführt wird, bis in der Balkenmitte der wärmetechnisch ungünstigst gelegenen Hölzer die erforderliche Abtötungstemperatur erzielt wird. Das Verfahren ist ebenfalls in der DIN 68800 – Holzschutz im Hochbau – verankert und auch im Verzeichnis zugelassen.
Die zur Anwendung kommenden Heißluftmaschinen müssen eine bestimmte Luftmenge und einen bestimmten Luftüberdruck erzeugen. Nur bei ausreichender Luftmenge (und Luftdruck) kann sich die erzeugte Hitze gleichmäßig im gesamten Dachbodenraum verteilen. Dabei werden nicht nur die Dachkonstruktionshölzer, sondern auch die gesamte Dachlattung, Dielung und sonstige Hölzer mit erfasst. Auch beim Heißluftverfahren muß eine Überprüfung der Tragkonstruktion auf ihre Tragfähigkeit vorausgehen. Ein Abbeilen der befallenen Holzteile ist jedoch nicht erforderlich, da die Hitze grundsätzlich je nach Einwirkungszeit nach und nach das gesamte Dachgebälk durchdringt.
Die DIN 68800 Teil 4 schreibt eine Abtötungstemperatur von 55°C mit einer Einwirkungszeit von 60 Minuten vor. Um dies zu erreichen, ist je nach Stärke der Hölzer und Ausgangstemperatur eine ca. 3 bis 10 stündige Beheizung erforderlich. Fast genauso lange wie für das Eindringen der Temperatur in das Holz benötigt wird, dauert auch das Nachlassen der Temperatur bei der Abkühlung des Holzes nach dem Abschalten der Geräte. Dadurch ist eine vielfache Sicherheit gegeben, denn die Abtötungstemperatur bleibt nicht über 60 Minuten, sondern meist über mehrere Stunden voll erhalten. Zur Erfolgssicherheit trägt auch noch bei, dass die Raumtemperatur laufend gemessen wird und dadurch eventuelle Kälte-Inseln rechtzeitig erkannt werden. Es ist dann leicht möglich, durch Verlegen von Rohrleitungen für eine gleichmäßige Verteilung der Wärme im Dachboden zu sorgen.
Großes Wohnhaus
Durch großen Überdruck wird die gesamte Dachkonstuktion beheizt.
Die größte Sicherheit bietet aber die vorgeschriebene Abtötungstemperatur in der Balkenmitte. Sie wird in stärkeren Hölzern, z.B. in Stielen oder Sparren, an mehreren Punkten des Dachbodens mittels Computersensoren gemessen. Diese Meßstellen geben Auskunft, wann die Temperatur in der Balkenmitte erreicht ist. Über den Temperaturverlauf wird ein Messprotokoll geführt. Über die Anordnung der Meßstellen wird gleichzeitig eine kleine Grundrissskizze angefertigt. Da bei diesem Verfahren der Erfolg also noch während der Durchführung der Bekämpfungsmaßnahme kontrollierbar ist, sind praktisch Fehlschläge ganz vermeidbar. Beim Einsatz des Heißluftverfahrens spielen Dachkonstruktionen und kleinere Undichtigkeiten keine Rolle. Das Verfahren ist auch dann mit Erfolg anzuwenden, wenn die Dacheindeckung aus Dachschalung besteht und die Einwirkung praktisch nur von drei Seiten auf die Sparren erfolgen kann. Bei solchen Dächern waren beim Einsatz von Chemikalien im Gegensatz zum Heißluftverfahren oft Fehlschläge unvermeidbar. Auch in ausgebauten Dachgeschossen kann eine Heißluftanwendung erfolgreich vergenommen werden, wenn zwischen den Sparrenfeldern genügend Raum verbleibt und dieser nicht durch das Vorhandensein von Isolierstoffen in seiner Wärmeverteilung behindert wird.
Nicht mehrseitig für das Heißluftverfahren zugängliche Holzteile, z.B. Fachwerkhölzer, Fußpfetten, Dielbalkenlagen, sind ebenfalls auf etwaigen Befall zu untersuchen. Soweit hier ein Befall festgestellt wird, kann eine Bekämpfung nur im Druckinjektionsverfahren erfolgen. Nachteilige Auswirkungen bei der Anwendung des Heißluftverfahrens sind sehr selten. Die angewandte Raumluft liegt bei Temperaturen von +80 bis ca.+ 100°C. Bekanntlich beträgt die thermische Beständigkeit des Holzes bei der Trocknung ca.+ 105°C, während eine Entflammung der Holzgase zwischen +225 und +260°C liegt. Die Einwirkung auf abgebundenes Material in Altbauten, z.B. Dachziegelverstrich, führt ebenfalls zu keinerlei Schäden. Selbstverständlich muß aber vor einer Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen unter Hitzeeinwirkung leicht brennbares Material aus dem Boden entfernt werden. Die Entrümpelung ist aber auch bei jedem anderen Verfahren eine Vorausbedingung. In den nordischen Ländern, besonders in Dänemark, wird das Heißluftverfahren zur Bekämpfung tierischer Holzzerstörer in Dachkonstruktionen schon seit fast 100 Jahren erfolgreich eingesetzt.
Fachwerkhauser werden mit Folie eingehaust und unter grossem Überdruck beheizt.
Die Arbeitsschritte
Ausgebautes Haus
Auch die Balken in der isolierten Dachschräge werden sicher erfasst.
- Reinigung der Dachkonstruktionshölzer von Staub und Schmutz.
- Feststellung des Schadenausmaßes durch Kontrollschläge und eingehende Besichtigung.
- Ermitteln der thermisch am ungünstigsten gelegenen Dachkonstruktionshölzern und verankern der Computersensoren in deren Balkenmitte.
- Einrichten der Heizgeräte und Verlegen der Rohre und Schlauchleitungen in den Dachraum.
- Beginn der Heizphase (Dauer ca. 5-12h). Während der Heizphase ständiges Kontrollieren des Dachraumes und des Meßcomputers.
- Vorbeugender Holzauftrag an der gesamten Dachkonstruktion mit einem geruch und farblosen borhaltigem Holzschutzmittel.
Die besonderen Vorteile des Heißluftverfahrens sind:
- Die Möglichkeit einer sicheren Abtötung von Holzschädlingsbefall ohne Anwendung von Giftstoffen.
- Die sofortige, sichere Erfolgskontrolle durch Ablesen der Abtötungstemperaturen.
- Die hygienisch einwandfreie, saubere Anwendung.
- Kurze Ausführungszeit – dadurch keine nennenswerte Betriebsstörungen z.B. in Industriebetrieben, Verwaltungs- und Wohngebäuden.
- Keinerlei anhaltende Geruchsbelästigung.
- Auch dort anwendbar, wo die Anwendung von Chemikalien problematisch ist (ausgebaute Dachgeschosse, Dächer mit Dachschalung, tiefsitzender Schädlingsbefall usw.)
- Keine Unverträglichkeit z.B. mit vorhandenen Holzschutzanstrichen, wie etwa Flammenschutzbehandlung.
- Kein Abbeilen der befallenen Holzschichten und daher keine zusätzliche Holzschwächung, dies bedingt gleichzeitig eine Kosteneinsparung, denn es brauchen nur bereits zerstörte Hölzer erneuert oder verstärkt werden.
- Zuverlässige Wirkung bei verhältnismäßig geringen Kosten.
- Zu jeder Jahreszeit durchführbar.